JOURNAL 2022_12.
Gern erinnern wir uns an einen Besuch im winterlichen Paris.
Es waren kalt, feuchte Januartage und die französische Hauptstadt startete träge in das neue Jahr. Wer konnte, blieb noch auf dem Land bei Freunden oder der Familie. Das Jahr 2020 begann für viele Pariser wie es geendet hatte. Ohne öffentliche Verkehrsmittel, jedenfalls weitestgehend. Die Stadt war fast ohne Touristen. Seit Anfang Dezember wurden die französischen Verkehrsmittel massiv bestreikt, so dass die meisten ihre Buchungen storniert hatten. Viele der Bars und Bistros hatten geschlossen und so waren die wenigen, die ihre Gäste empfingen, gut besucht. Überall in der Stadt beobachteten wir Menschen, die auf den Trottoirs auf einen frei werdenden Tisch warteten.
Wir sahen viele junge Heimkehrer, die mit Taschen und Koffern aus den Weihnachtsferien in ihre Wohnungen strömten. Sie hatten in einem der wenigen, überfüllten Züge oder mit einer Fahrgemeinschaft ihr Zuhause erreicht. Paris ist sehr weitläufig und viele Ziele am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Busse, Bahnen und die Metro – wurden noch immer bestreikt. So sehr es das Leben der berufstätigen Menschen auch beeinträchtigte, wir genossen die Ruhe, die über der Stadt lag. Wer in der Stadt unterwegs war, schlenderte durch die Straßen und lies sich mehr Zeit als üblich. In den vielen kleinen Konditoreien, Cafés und Boutiquen der Stadt, überall schienen die Menschen mehr Zeit füreinander zu haben. Mehr noch als sonst genossen die Einwohner diese entschleunigte Leichtigkeit des Miteinanders. Und viele von Ihnen griffen zu Fahrrädern, was für Paris bis dahin sehr ungewöhnlich war. Dem Stadtbild jedenfalls standen die mit Muskelkraft betriebenen Zweiräder ausgesprochen gut. Die Gespräche waren – wie die ganze Stadt – nun leiser und in den Blicken des bunt gemischten Publikums glaubten wir Ausgelassenheit zu erkennen. Aber vielleicht haben wir auch nur gesehen, was wir sehen wollten, weil uns Paris in diesem Zustand besonders gut gefiel. :)